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iPowerRocket auf anderen Smarphones als Apple?
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Reinhard



Anmeldungsdatum: 18.04.2005
Beiträge: 346

BeitragVerfasst am: Fr 05 Nov 2010, 22:16    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf hat folgendes geschrieben:

Trotzdem hat der Benutzer die Möglichkeit, die Software aus anderen Quellen zu beziehen und zu installieren (non-free Repository, oder direkt).
Gut möglich, dass ein ähnliches Modell auch bei Smartphones Erfolg haben könnte: Ein kontrollierter App-Store, wie er jetzt existiert, für (kommerziell orientierte) Entwickler, die die Vorteile Nutzen möchten und mit den Nachteilen leben können. Gleichzeitig könnte aber die Möglichkeit, Programme zu installieren, welche nicht im App Store sind, offen gelassen werden.


So wird es z.B. bei (den meisten) Android Geräten gemacht. Es gibt den Android Market, zusätzlich kann man auch APK Pakete installieren - sofern man alternative Quellen in den Optionen freigeschaltet hat (per default nicht).

Was den Ortungsdienst betrifft, auch dieser muss (zumindest bei mir) explizit vom Benutzer freigeschaltet werden - genauso wie GPS. Die Verbindung mit einem Google Konto ist auch optional, für den Market aber erforderlich.

Was man auch verwendet, man sollte sich im Klaren darüber sein, dass jedes Telefon dass auch nur im Ansatz "smart" ist, ein potentielles Sicherheitsproblem darstellt. Ich denke mal dass hier das Verhalten des Users mindestens so wichtig wie die Technik ist, aber in Zeiten des gelebten Onlineexhibitionismus (What happens in Vegas, stays in Facebook) darf man skeptisch bleiben.

Gruß
Reinhard
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Juerg
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Anmeldungsdatum: 27.02.2005
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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 14:08    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas Müller hat folgendes geschrieben:
Patente: verhindern effizient, dass Ideen von der Konkurrenz aufgegriffen und weiterentwickelt werden können. Beabsichtigt war etwas anderes, aber dies ist leider das Resultat. Konsequenz: ein Patent ist ein Freibrief dafür, die eigene Kreativität abzuschalten und auf Fortschritt zu verzichten.

Das ist jetzt aber eine sehr "spezielle" Sicht der Dinge.
Wozu sollte jemand Geld in Entwicklungen investieren, wenn er dann keinerlei Chance hat diese Investition jemals zurück zu erhalten, weil sofort low-Cost Immitate auftauchen?
Selbst in unserem "Bonsai-Markt" Modellraketen wird doch alles sofort kopiert, wozu soll ich mir also Gedanken zu Produkten machen? Es ist die reine Zeitverschwendung.

Zitat:
Soll der Gamer Sony dafür bestrafen, dass die PS3 nicht mehr mit Linux laufen kann?

Das sind doch Vergleiche die allesammt hinken.
Die PS3 wurde als Spielekonsole entwickelt. Wenn man sie für etwas anderes verwenden will, dann kann man wohl kaum von Sony erwarten, dass sie sich darum kümmern.
Apple gängelt aber die Kunden willkürlich:
- Man kann telefonieren, aber nur mit dem Provider den Apple für einen vorgesehen hat
- Man kann Apps erstellen, aber nur wenn Apple auch mit dem Inhalt und nicht nur mit der technischen Umsetzung einverstanden ist.

Es geht hier also um inhaltliche Bevormundung, nicht um fehlende Funktionalitäten oder die Ueberwaching technischer Richtlinien.
Es geht auch überhaupt nicht um das Marketing-Modell hinter dem App Store.

Aber der Vergleich mit den Eloi ist gut.

Gruss

Jürg

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Juerg
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Anmeldungsdatum: 27.02.2005
Beiträge: 4545
Wohnort: Oberengstringen

BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 14:32    Titel: Antworten mit Zitat

Reinhard hat folgendes geschrieben:
Was den Ortungsdienst betrifft, auch dieser muss (zumindest bei mir) explizit vom Benutzer freigeschaltet werden - genauso wie GPS.

... und Du bist ganz sicher dass der Ortungsdienst nicht auch ohne Dein Zutun eingeschaltet werden kann / wird???
Im besten Fall um Dir lokalisiert Werbung zukommen zu lassen, im schlechtesten Fall weil Big Brother wissen will was Du tust?

Dass Dienste wie Google Earth für Handy-Navigation nicht nur als "free Benefit" zur Verfügung gestellt werden, sondern dass Google auch weitere Interessen an den Bewegungsprofilen hat, das ist der naheliegende "Preis" und nicht weiter verwerflich.
Es ist klar, dass das Handy an Google übermitteln muss wo ich bin, um die entsprechende Karte laden zu können.
Wer das nicht mag, der verwendet eben Google Earth nicht.

Aber mit der arroganten Art und Weise des Umgangs mit der Privatsphäre von Leuten traue ich Google inzwischen zu, dass grundsätzlich von Android-Benutzern ihr Bewegungsmuster aufgenommen wird.
Nach dem Prinzip "das ist der Preis für die Nutzung des Systems".

Es gibt inzwischen eigentlich gar nichts mehr was ich Google nicht zutraue. Offensichtlich gilt in der Firma der Leitsatz "was geht, das machen wir auch".

Gruss

Jürg

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Andreas Müller



Anmeldungsdatum: 28.02.2005
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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 15:13    Titel: Antworten mit Zitat

Juerg hat folgendes geschrieben:
Das ist jetzt aber eine sehr "spezielle" Sicht der Dinge.
Wozu sollte jemand Geld in Entwicklungen investieren, wenn er dann keinerlei Chance hat diese Investition jemals zurück zu erhalten, weil sofort low-Cost Immitate auftauchen?

Nein, es ist nur eine Sicht, die nicht von der Ideologie der Patentanwälte weichgespült wurde. Es ist zum Beispiel erwiesen, dass die Schweiz den Schritt vom Agrarstaat zur Industrienation in einer Zeit geschafft hat, in der es noch keine Patente gab. Die Schweiz hat damals zum Beispiel im Bereich Lebensmitteltechnologie grosse Erfolge aufweisen können. Vor einigen Jahren wurden die Gründe für diese Erfolgsgeschichte untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass gerade das Fehlen von Patenten dafür verantwortlich war. Die Hersteller waren gezwungen, sich den durch Innovation geschaffenen Marktvorteil permanent durch neue Innovation aufrechtzuerhalten. Das Resultat war, dass nur besonders innovative Firmen langfristig überlebten.

Es gibt übrigens unter Fachleuten berechtigte Zweifel, ob das Modell der Patente überhaupt einen Netto-Nutzen abwirft. In einigen Gebieten kann man jedenfalls mit Sicherheit bereits heute sagen, dass der Schaden weit grösser ist als der Nutzen, zum Beispiel im Software-Bereich. Ebenso kann man durchaus zweifeln, ob die Idee des Patentes überhaupt durchführbar ist. Im Softwarebereich kann man zum Beispiel beweisen, dass es kein gerechtes Patentsystem geben kann. Wie auch immer man es anstellt, man hat immer das Problem zu lösen, dass man von zwei Beschreibungen entscheiden muss, ob sie das gleiche beschreiben (wenn ja, bekommt der spätere Antragsteller kein Patent, wenn nein bekommt er es). Dieses Problem ist äquivalent zum Halteproblem, es gibt also keinen Algorithmus, der es entscheiden kann. Wenn ein Algorithmus fehlt, gibt es aber auch keine rationale Entscheidung mehr, dann hat man mehr oder weniger willkürliche Gerichtsentscheide. Soll das gerecht sein?

Zitat:
Apple gängelt aber die Kunden willkürlich:
- Man kann telefonieren, aber nur mit dem Provider den Apple für einen vorgesehen hat

Du hast nur zum Teil recht. Apple will, dass man die Grundfunktionen des Telefons auf jeden Fall nutzen kann. Dazu gehört die Funktion des Visual Voice Mail. Dazu muss der Telecom-Provider aber spezielle Server aufstellen, weil das übliche Voice-Mail-Protokoll keinen Random Access auf die verschiedenen Messages zulässt.

Denken wir mal zu Ende, was das bedeutet. Um das iPhone zu unterstützen, muss der Provider also zusätzliche Investionen tätigen (Voice-Mail-Server). Das rechnet sich für ihn nur, wenn er auch eine Gegenleistung bekommt, mit der er die Kosten wieder eintreiben kann. Die Exklusivität des Anbieters war so eine mögliche Gegenleistung. Tatsächlich war dies einer der Gründe, warum das iPhone früher exklusiv war, die im Vergleich zu anderen Produkten hohen Produkt- und Investitionskosten mussten die Telecom-Anbieter irgendwie wieder reinbekommen, und haben daher Exklusivität verlangt. Inzwischen ist dies ja auch weg. Alle Anbieter in der Schweiz bieten das iPhone an, Du kannst es sogar Prepaid betreiben. Du solltest also mindestens Deinen Ärger nicht gegen Apple richten, sondern mindestens so sehr gegen die Provider, oder genau genommen gegen die Marktwirtschaft.

Auch aus der Sicht des Konsumenten ist die Einschränkung wichtig. Stell Dir vor Du kaufst ein iPhone und das erste Mal wenn Du auf "Voice Mail" drückst kommt eine Fehlermeldung "Voice Mail Server not found". Der Kunde wird sagen "Sch****telefon", woher soll er denn wissen, dass er eigentlich sagen müsste "Sch****provider". Das Resultat wäre niedrigere Customer Satisfaction, ein schlechter Ruf, weniger Umsatz.

Zitat:
- Man kann Apps erstellen, aber nur wenn Apple auch mit dem Inhalt und nicht nur mit der technischen Umsetzung einverstanden ist.

Zunächst stellen wir doch mal die Fakten richtig: ein Entwickler kann jeden beliebigen Schrott schreiben und auf seinem Telefon und den Telefonen seiner Kollegen installieren. Ich kann als Hochschul-Entwickler Apps schreiben und auf allen Telefonen meiner Studenten installieren lassen. Ich kann beliebigen Schrott auf beliebigen gehackten iPhones installieren. Das einzige, was ich nicht kann, ist die Marketing-Maschinerie des Appstore für die Verbreitung zu nutzen.

Zitat:
Es geht hier also um inhaltliche Bevormundung, nicht um fehlende Funktionalitäten oder die Ueberwaching technischer Richtlinien.
Es geht auch überhaupt nicht um das Marketing-Modell hinter dem App Store.

Überlegen wir uns doch mal, ob das wirklich so etwas einzigartiges ist. Jeder Verleger wird nur diejenigen Bücher drucken, die nicht nur gut gemacht sind, sondern mit denen er auch inhaltlich einverstanden ist. Bervormundung? Am Fernsehen werden nur Beiträge gezeigt, die erstens ein vernünftiges technisches Niveau haben (also mindestens so gut wie die lausigsten Soaps Wink), und mit denen zweitens der Sender inhaltlich einverstanden ist. Bevormundung? In einem Forum wird nicht jede beliebige Aussage toleriert, da gibt es Moderatoren die nach inhaltlicher Prüfung die Entfernung eines Beitrags verlangen können. Ein Metallwarenladen führt längst nicht alles, was aus Metall besteht, ja er führt sogar Dinge, die aus Kunststoff bestehen. Er stellt sein Sortiment nicht nur nach technischen Anforderungen zusammen, sondern auch nach inhaltlichen Kriterien, die Produkte müssen "passen". Der App Store ist eben nicht das Internet (also ein Daten Highway, auf dem sich jeder bewegen darf), sondern er ist tatsächlich ein Laden. Warum soll das, was in allen Läden normal ist ("Sortimentspolitik") beim Appstore verboten sein?

Wenn man Deine Behauptung zu Ende denkt, dann bevormundet uns jeder Buchladen, jeder Verlag, jeder Fernsehsender. Und jetzt komm bitte nicht mit dem Argument, man könne ja einen anderen Anbieter wählen. Das stimmt einfach nicht: Verlage, Fernsehsender, Buchläden orientieren sich alle an der gleichen "politischen Korrektheit". Was da nicht rein passt, wird auch nicht publiziert. Die inhaltlichen Einschränkungen des Appstores entspringen ganz ähnlich der politischen Korrektheit, und zwar nach amerikanischem Massstab. Dafür, dass dieser Massstab für unsere Vorstellungen oder die liberaleren Vorstellungen der meisten App Entwickler etwas bigott ist, kann Apple, die ja auch auf ihrem Heimmarkt erfolg haben wollen, nicht viel. Das haben nicht einmal Jahre der Globalisierung korrigieren können. Man darf durchaus Leute in Asien zu Hungerlöhnen ausbeuten und fast wie Affen halten, solange man nur nicht im Heimmarkt USA sagt, dass der Mensch vom Affen abstammt (woran man spätestens nach Diskussion mit einem amerikanischen Kreationisten bestimmt nicht mehr zweifelt).

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Andreas Müller



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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 15:29    Titel: Antworten mit Zitat

Juerg hat folgendes geschrieben:
Selbst in unserem "Bonsai-Markt" Modellraketen wird doch alles sofort kopiert, wozu soll ich mir also Gedanken zu Produkten machen? Es ist die reine Zeitverschwendung.

Gibt es denn Patente auf SafeEject, SafeSwitch und SRM? Würde mich nicht überraschen, wenn nicht. Angesichts der hohen Kosten eines Patents und der noch viel höheren Kosten für seine Durchsetzung ist ein Patent wirtschaftlich kaum sinnvoll. Eine Feststellung, die übrigens sogar das Europäische Patentamt immer wieder macht: KMUs beantragen trotz grosser Innovationsleistung zu wenige Patente. Das könnte auch ein Indiz dafür sein, dass Patente so eine Art Pokemon-Spiel für grosse Firmen sein könnte: wenn man sich begegnet, zückt man die Pokemon-Karten, und derjenige, dessen Pokemon stärker ist, gewinnt.

Ein Patent muss doch relativ strenge Anforderungen an Originalität erfüllen. Denn das Patentamt erteilt dem Patentinhaber ja ein Monopol für 20 Jahre, grundsätzlich eine schlechte Sache. Das kann man nur rechtfertigen, wenn der Gesellschaft daraus ein Nutzen erwächst. Ein Patent ist niemals einfach nur ein Schutz des ersten der eine Idee hatte. Die meisten Entwicklungen in der Industrie sind einfach nur Aneinanderreihungen von Entwicklungsschritten, die man in der Ingenieurschule gelernt hat. Das ist selbst dann nicht patentwürdig, wenn man dafür zehn Jahre gebraucht hat. Das Argument mit den Entwicklungskosten, die man wieder reinbringen muss, ist im Grundkonzept des Patentwesens nicht vorgesehen.

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Andreas Müller



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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 16:20    Titel: Antworten mit Zitat

Juerg hat folgendes geschrieben:
Aber mit der arroganten Art und Weise des Umgangs mit der Privatsphäre von Leuten traue ich Google inzwischen zu, dass grundsätzlich von Android-Benutzern ihr Bewegungsmuster aufgenommen wird.
Nach dem Prinzip "das ist der Preis für die Nutzung des Systems".

Wie bei Kreditkarten, bei der EC-Karte, bei Cumulus und Coop-Karte, all den vielen Wettbewerben, die fast täglich ins Haus flattern auch. Oder bei der Überwachung des Email- und Webverkehrs durch die Amerikaner und die Briten. Bei der Verdachtsunabhängigen Speicherung von Verbindungsdaten in Deutschland. Bei der Auswertung von Verbrauchsdaten intelligenter Stromzähler durch Stromlieferanten. Ich frage mich, was Du für ein Problem mit Google hast. Warum nicht Microsoft? Warum nicht Blackberry (es gibt mehr Blackberrys als Android-phones)? Warum nicht Nokia (immer noch Marktführer bei Mobiltelefonen)? Warum nicht bei den Telecom-Providern, die ebenfalls Profile aufzeichnen? Bist Du noch objektiv?

Zitat:
Es gibt inzwischen eigentlich gar nichts mehr was ich Google nicht zutraue. Offensichtlich gilt in der Firma der Leitsatz "was geht, das machen wir auch"

Willkommen in der globalisierten Marktwirtschaft. Dieser Grundsatz gilt aber nicht nur bei Google. Börsenkotierte Firmen werden nach ihrem Börsernkurs beurteilt, und ich kann mich nicht daran erinnern, dass "Einhaltung moralischer Standards selbst bei negativen Konsequenzen für den Gewinn" je für einen Börsenkurs förderlich war. Die Shareholder erwarten, dass die Firma alles erlaubte tut, um den Gewinn zu steigern. Ich verteidige das nicht, ich finde das auch Mist. Wir haben dies alles den gleichen Leuten zu verdenken, über deren exorbitante Boni wir uns manchmal aufregen.

Google Bashing ist im Moment in Mode. Die Mode wechselt regelmässig, und wird von gewissen Medienprodukten gepflegt. Apple war auch schon dran, Microsoft bietet auch immer wieder Angriffsflächen.

Es ist übrigens ganz interessant den Gründen für das Google-Bashing mal auf den Grund zu gehen. Etwa 2008 ging es richtig los. Wenn man die Quellen verfolgt, findet man ein paar interessante Akteure. Da wäre mal AT&T, welche sich unter der Bush-Administration einen ganz schlechten Ruf als Hüter der Privatsphäre seiner Kunden gemacht hat. Davon versuchten sie sich dann reinzuwaschen, indem sie einfach andere angeschwärzt haben. Sprachrohr dabei war oft Scott Cleland, der von den Telecoms bezahlt über die Privacy-Probleme von Google (und sonst niemandem, seltsam) gewettert hat. Der selbe Scott Cleland hat auch behauptet, Google sei der grösste Bandbreitenkunde und zahle am wenigsten dafür (Das ist natürlich Unsinn, die Studie hat beanstandet, dass die Bandbreite vom Netz zum Benutzer, für die der Benutzer immer selber bezahlt, auch von Google bezahlt werden müsste, so sind sie darauf gekommen, dass die meiste Bandbreite, die Google braucht, nicht von Google bezahlt würde). Zufall? Zur Zeit wird in den USA heftig über Net Neutrality diskutiert. Im Kern geht es um die Frage, ob Netzprovider einzelne Kunden mehr abzocken dürfen als andere (natürlich formulieren sie es politisch korrekt). Und natürlich würde man bei Google gerne noch etwas mehr Geld holen, da kommen solche "Studien" und optimalerweise dazu passende Gesetze gerade recht. Ich frage mich allerdings, warum die Telecom-Provider so doof waren, mit Google so schlechte Verträge zu machen. Vielleicht sollten die Telecom-Shareholder mal mit dem Verwaltungsrat und dem CEO ein ernstes Wörtchen reden.

Dann wäre da noch Microsoft, welche es nicht geschafft haben, Yahoo zu übernehmen, und jetzt aus eigener Kraft mit einer eigenen Suchmaschine versuchen müssen, Goggle entgegenzutreten. Auch interessant: Scott Cleland bezieht auch Geld von Microsoft. Zufall?

Ach ja, dann wäre da noch die Tatsache, dass Google mit seinen Applications und mit Gmail ins traditionelle Absatzgebiet von Microsoft (Office und Exchange) reingeschnitten hat. Da käme es doch gelegen, wenn man Google nachweisen könnte, dass Google nicht genug dafür bezahlt, dass Kunden von Exchange zu Gmail oder von Office zu Google Applications wechseln. Da kann man doch sofort die oben erwähnte Studie für die Telecoms wieder ausgraben!

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RalfB



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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 17:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Andreas,

Du beschäftigst Dich nun seht intensiv mit der Materie. Mir ist schon klar dass wir alle Marionetter der Medien sind. Trotz dem habe ich irgend wie so ein unbestimmtes, subjektives Gefühl das wirtschaftlich, gesellschaftlich und Politisch etwas schief läuft und das man dagegen etwas tun sollte (jetzt nur auf das Problem der vorherigen Diskusion bezogen). Die Frage ist nur gegen welchen Feind kämpft man überhaubt? Befürwortest Du die Entwicklung oder sagst Du Dir, dass das die Gesetzte des Marktes sind und somit OK?

Gruß Ralf

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Juerg
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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 18:14    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas Müller hat folgendes geschrieben:
Die Hersteller waren gezwungen, sich den durch Innovation geschaffenen Marktvorteil permanent durch neue Innovation aufrechtzuerhalten. Das Resultat war, dass nur besonders innovative Firmen langfristig überlebten.

Der Vergleich hinkt. Damals gab es keine internationale Konkurenz auf ganz anderem Lohnniveau und auch viel weniger schnelle Know-How Transfers (Internet).

Zitat:
Im Softwarebereich kann man zum Beispiel beweisen, dass es kein gerechtes Patentsystem geben kann. Wie auch immer man es anstellt, man hat immer das Problem zu lösen, dass man von zwei Beschreibungen entscheiden muss, ob sie das gleiche beschreiben (wenn ja, bekommt der spätere Antragsteller kein Patent, wenn nein bekommt er es).

Das Problem hat man überall.
Das wirkliche Problem sind einmal mehr die Patentanwälte! Heute kann man jeden Käse patentieren, und wenn die Lösung noch so offensichtlich ist. Das führt dann zu diesen bizarren Streitigkeiten der Software-Szene.
Aber ich mache mal ein Real-Beispiel: Nehmen wir an, ich habe eine gute idee für irgend eine Mechanik und muss 10 Mio investieren um das fertig zu entwickeln. Aufgrund des Produktes wäre es ein Massenprodukt, welches ich erst über viele Jahre amortisieren kann, beispielsweise ein cleverer Schubladen-Auszugsmechanismus.

Das kann ich nicht machen: Nach spätestens einem halben Jahr gibt es China-Kopien die mir den Markt so kaput machen, dass ich meine Investition nie mehr zurückkriege.

Zitat:
Denken wir mal zu Ende, was das bedeutet. Um das iPhone zu unterstützen, muss der Provider also zusätzliche Investionen tätigen (Voice-Mail-Server). Das rechnet sich für ihn nur, wenn er auch eine Gegenleistung bekommt, mit der er die Kosten wieder eintreiben kann. Die Exklusivität des Anbieters war so eine mögliche Gegenleistung.

Ich zweifle daran, dass dies der einzige Grund ist. Wenn das der wirkliche Grund gewesen wäre, dann hätte Swisscom das iPhone sofort und nicht erst mit Verspätung gehabt. In Wahrheit geht es wohl darum, dass die Provider auch zahlen müssen/mussten, um das iPhone haben zu dürfen.

Zitat:
Auch aus der Sicht des Konsumenten ist die Einschränkung wichtig. Stell Dir vor Du kaufst ein iPhone und das erste Mal wenn Du auf "Voice Mail" drückst kommt eine Fehlermeldung "Voice Mail Server not found".

Naja, die Voicemail Funktion dürfte kaum (technisch) an den Provider gebunden sein...

Zitat:
Überlegen wir uns doch mal, ob das wirklich so etwas einzigartiges ist. Jeder Verleger wird nur diejenigen Bücher drucken, die nicht nur gut gemacht sind, sondern mit denen er auch inhaltlich einverstanden ist.

Mit einem Unterschied: Der Verleger druckt auf sein Papier, aber Apple bevormundet den Käufer des iPhones auch noch nachdem das Gerät gar nicht mehr Apple gehört.

Zitat:
Am Fernsehen werden nur Beiträge gezeigt, die erstens ein vernünftiges technisches Niveau haben (also mindestens so gut wie die lausigsten Soaps Wink), und mit denen zweitens der Sender inhaltlich einverstanden ist.

Wieder ein Unterschied: Die Sendeanlage gehört dem Sender, das iPhone aber mir (wenn ich es gekauft habe).

Zitat:
Der App Store ist eben nicht das Internet (also ein Daten Highway, auf dem sich jeder bewegen darf), sondern er ist tatsächlich ein Laden. Warum soll das, was in allen Läden normal ist ("Sortimentspolitik") beim Appstore verboten sein?

Ich sage nicht dass es verboten ist, ich sage dass mir die Art und Kriterien nicht passen und ich daher mein Nicht-Einverständnis darin ausdrücke, dass ich in diesem Laden nicht kaufe.

Zitat:
Verlage, Fernsehsender, Buchläden orientieren sich alle an der gleichen "politischen Korrektheit". Was da nicht rein passt, wird auch nicht publiziert. Die inhaltlichen Einschränkungen des Appstores entspringen ganz ähnlich der politischen Korrektheit, und zwar nach amerikanischem Massstab. Dafür, dass dieser Massstab für unsere Vorstellungen oder die liberaleren Vorstellungen der meisten App Entwickler etwas bigott ist, kann Apple, die ja auch auf ihrem Heimmarkt erfolg haben wollen, nicht viel.

Da ist das Wort, was ich meine: Bigott!
Naja, solange sich die ganze restliche Welt brav nach diesen Massstäben gängeln lässt funktioniert das Modell ja auch...

Zitat:
solange man nur nicht im Heimmarkt USA sagt, dass der Mensch vom Affen abstammt (woran man spätestens nach Diskussion mit einem amerikanischen Kreationisten bestimmt nicht mehr zweifelt).

Twisted Evil
Ack

Gruss

Jürg

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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 18:18    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas Müller hat folgendes geschrieben:
Gibt es denn Patente auf SafeEject, SafeSwitch und SRM?

Nein, natürlich nicht.
Aber es lohnt ja nicht mal, sich überhaupt die Gedanken zu solchen Produkten zu machen, der Aufwand kommt nie wieder rein.
Die einen kopieren privat, andere gewerblich...

Gruss

Jürg

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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 18:25    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas Müller hat folgendes geschrieben:
Ich frage mich, was Du für ein Problem mit Google hast. Warum nicht Microsoft? Warum nicht Blackberry (es gibt mehr Blackberrys als Android-phones)? Warum nicht Nokia (immer noch Marktführer bei Mobiltelefonen)? Warum nicht bei den Telecom-Providern, die ebenfalls Profile aufzeichnen? Bist Du noch objektiv?

Ich kann mich nicht erinnern gesagt zu haben, dass ich nur mit Google ein Problem habe...

Zitat:
Die Shareholder erwarten, dass die Firma alles erlaubte tut, um den Gewinn zu steigern. Ich verteidige das nicht, ich finde das auch Mist. Wir haben dies alles den gleichen Leuten zu verdenken, über deren exorbitante Boni wir uns manchmal aufregen.

Nicht die Shareholder, die ANALysten Wink

( http://www.eurocketry.org/forum/german/viewtopic.php?t=1310 )

Zitat:
Google Bashing ist im Moment in Mode. Die Mode wechselt regelmässig, und wird von gewissen Medienprodukten gepflegt. Apple war auch schon dran, Microsoft bietet auch immer wieder Angriffsflächen.

Wenn ich für etwas nicht anfällig bin, dann sind das Modeströmungen. Es ist ein Unterschied zwischen Bashing und berechtigter Kritik.

Gruss

Jürg

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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

RalfB hat folgendes geschrieben:
Trotz dem habe ich irgend wie so ein unbestimmtes, subjektives Gefühl das wirtschaftlich, gesellschaftlich und Politisch etwas schief läuft und das man dagegen etwas tun sollte (jetzt nur auf das Problem der vorherigen Diskusion bezogen). Die Frage ist nur gegen welchen Feind kämpft man überhaubt? Befürwortest Du die Entwicklung oder sagst Du Dir, dass das die Gesetzte des Marktes sind und somit OK?

Ich finde auch, dass etwas schief läuft. Warum verdienen diejenigen sich eine goldene Nase, die die Entwicklerstellen nach Fernost outgesourct haben, denen sie ihre goldene Nase verdanken? Das ist krank. Nur ist es schizophren wenn man einerseits den Markt inklusive der Möglichkeit will, dass jeder mit seiner Initiative und Selbstverantwortung auf einen grünen Zweig kommen kann, aber andererseits, diejenigen anprangert, die genau das auch machen, nur noch etwas perfektionierter und in grösserem Umfang. Man trifft einfach die falschen, wenn man gegen Apple oder Google wettert. Diese Firmen machen Ihre Sache in den gegebenen Rahmenbedingungen sehr gut, vielleicht zu gut. Mein Punkt ist, dass wir diese Firmen aus nur einem einzigen, möglicherweise eher beschränkten Blickwinkel betrachten. Google ist nicht eine wohltätige Institution, die uns mit Suchresultaten beglücken soll. Google muss Gewinn erwirtschaften für die Aktionäre, wie sie das macht ist, solange sie es legal macht, den Eigentümern und auch den meisten Bürgern egal.

Das Problem besteht doch darin, das fast alle Politiker paralysiert sind, und zum Beispiel gegen die Exzesse in der Finanzbranche praktisch nichts tun können/wollen, aus Angst, Steuereinnahmen durch rasche Abwanderung zu verlieren. Es scheint so, als wären wir an einem Punkt, in dem niemand einen Zug machen kann, ohne dass sich seine Situation verschlechtert. In der Spieltheorie nennt man das das Nash-Gleichgewicht (man formuliert zwar meistens anders: niemand ist motiviert, seine Situation durch einen einseitigen Zug zu verbessern zu versuchen). Häufig wird uns von den Wirtschaftswissenschaftern versprochen, der Markt würde eben ein solches Gleichgewicht herbeiführen, mit dem dann alle glücklich wären. Dabei vergisst man zwei Tatsachen:

1. Von "glücklich" war in der Definition des Nash-Gleichgewichts keine Rede. Der Markt bringt ein Gleichgewicht, das kann aber auch ein Gleichgewicht des Schreckens sein, wo keiner sich bewegt, damit es nur ja nicht schlimmer wird.

2. Selbst wenn das Gleichgewicht für alle beteiligten positiv sein könnte, heisst das noch lange nicht, dass es überhaupt je gefunden werden kann. Man hat nämlich vor zwei Jahren bewiesen, dass das Finden des Gleichgewichts ein besonders schwieriges Problem ist, dass also alle Computer, die man mit der im Universum vorhandenen Materie je bauen kann, nicht in der Lage wären, dieses zu finden. Und dieses besonders schwierige Problem sollen die Investment-Banker, die schon einmal die Finanzwelt nahe an den Abgrund gebracht haben, einfach so nebenbei lösen?

Mit der Globalisierung wurde es möglich, die moralisch bedenkliche Ausbeutung so weit weg zu verlagern, dass der moderne CEO selbst dann noch gut schlafen kann, wenn er wider erwarten Skrupel hat. Dem vereinzelt immer noch anzutreffenden KMU-Patron, dem das Wohl aller seiner Angestellten am Herzen liegt, hätte sich so etwas nicht zuschulden kommen lassen. Dank der Globalisierung kann man ohne lokale moralische Vorstellung zu verletzen, ungestraft die Niederträchtigkeit optimieren, indem man unbequeme Wahrheiten dorthin exportiert, wo sie am wenigsten stören.

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Andreas Müller



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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

Juerg hat folgendes geschrieben:
Andreas Müller hat folgendes geschrieben:
Die Hersteller waren gezwungen, sich den durch Innovation geschaffenen Marktvorteil permanent durch neue Innovation aufrechtzuerhalten. Das Resultat war, dass nur besonders innovative Firmen langfristig überlebten.

Der Vergleich hinkt. Damals gab es keine internationale Konkurenz auf ganz anderem Lohnniveau und auch viel weniger schnelle Know-How Transfers (Internet).

Ja, damals war alles langsamer. Der Know-How Transfer erfolgte auf Papier, aber auch die Entwicklung war viel langsamer. Die Konkurrenz war lokal oder europäisch, aber auch auf ganz anderen Lohnniveau. Das ganz andere Lohnniveau war auch nur ein paar Stunden weg, damals waren es halt nicht Flugstunden, sondern Kutschen-Stunden, zum Beispiel im Zürcher Oberland. Wir sollten nicht vergessen, dass vor nicht allzu langer Zeit in schweizer Berggebieten Hunger herrschte, während es den Leuten in der Stadt relativ gut ging. In den Dörfern sammelte man Geld, um den "überzähligen" die Überfahrt nach Amerika zu ermöglichen, und so die eigenen Überlebenschancen zu steigern.

Zitat:
Zitat:
Denken wir mal zu Ende, was das bedeutet. Um das iPhone zu unterstützen, muss der Provider also zusätzliche Investionen tätigen (Voice-Mail-Server). Das rechnet sich für ihn nur, wenn er auch eine Gegenleistung bekommt, mit der er die Kosten wieder eintreiben kann. Die Exklusivität des Anbieters war so eine mögliche Gegenleistung.

Ich zweifle daran, dass dies der einzige Grund ist.

Nicht der einzige, aber einer der Gründe.

Zitat:
Wenn das der wirkliche Grund gewesen wäre, dann hätte Swisscom das iPhone sofort und nicht erst mit Verspätung gehabt. In Wahrheit geht es wohl darum, dass die Provider auch zahlen müssen/mussten, um das iPhone haben zu dürfen.

Wahrscheinlich wichtiger war, dass viele Provider nicht geglaubt haben, dass dieses Konzept so erfolgreich sein könnte. Und dass Apple sich nicht allzu stark engagieren wollte, bis das Produkt zeigen konnte, dass es das halten konnte, was sich Apple davon versprach. Diese Skepsis war nicht unangebracht: unzählige Technologie-Journalisten gaben dem iPhone keine Chance. Steve Balmer ist berühmt dafür, wie er Apple öffentlich ausgelacht hat wegen des Touchscreens. Ausser RIM machen das inzwischen alle. Trotzdem: es gab genug Telecoms, die gar nicht wollten. Nachher will natürlich nie jemand so etwas gesagt haben. Schon vorher gab es mobiles Internet, aber die Telecoms legten jedes Byte auf die Goldwaage, das war nicht brauchbar. Apple musste die Telecoms zwingen, vernünftige Datentarife anzubieten, weil der Erfolg des iPhone sonst gefährdet gewesen wäre. Dazu brauchts halt Veträge, und bis die Juristen das zu Ende durchgekaut haben, dauert das natürlich.

Und übrigens: Apple hat sich da wieder ganz streng ans Business-School-Lehrbuch gehalten. Wenn man einen hohen Preis will, dann macht man das Produkt künstlich rar. Angebot und Nachfrage. Der Markt reagiert dann zwar unter Umständen mit Nachahmerprodukten, aber das ist halt so eine Güterabwägung. Kann man Apple einen Vorwurf machen, wenn sie sich an die Spielregeln halten? Soll Apple absichtlich den gleichen Fehler wie andere Grössen in der Branche machen: schöne Geräte aber man verdient nichts daran?

Zitat:
Zitat:
Auch aus der Sicht des Konsumenten ist die Einschränkung wichtig. Stell Dir vor Du kaufst ein iPhone und das erste Mal wenn Du auf "Voice Mail" drückst kommt eine Fehlermeldung "Voice Mail Server not found".

Naja, die Voicemail Funktion dürfte kaum (technisch) an den Provider gebunden sein...

Sorry, doch. Traditionelles Voicemail, wo du Message um Message abrufen kannst, funktioniert. Für Visual Voice Mail muss der Provider investieren, wegen des Random access Protokols. Ohne Investition kein iPhone, ganz einfach.

Zitat:
Zitat:
Überlegen wir uns doch mal, ob das wirklich so etwas einzigartiges ist. Jeder Verleger wird nur diejenigen Bücher drucken, die nicht nur gut gemacht sind, sondern mit denen er auch inhaltlich einverstanden ist.

Mit einem Unterschied: Der Verleger druckt auf sein Papier, aber Apple bevormundet den Käufer des iPhones auch noch nachdem das Gerät gar nicht mehr Apple gehört.

Auch der Vergleich hinkt (wie jeder Vergleich). Apple bevormundet den Käufer des iPhones nicht. Der Käufer kann machen, was er will. Aber niemand kann von Apple verlangen, in seinem Store etwas zu verkaufen, was sie nicht wollen. Wünscht der Käufer so etwas, soll er sich bitte an einen anderen Laden wenden.

Zitat:
Zitat:
Am Fernsehen werden nur Beiträge gezeigt, die erstens ein vernünftiges technisches Niveau haben (also mindestens so gut wie die lausigsten Soaps Wink), und mit denen zweitens der Sender inhaltlich einverstanden ist.

Wieder ein Unterschied: Die Sendeanlage gehört dem Sender, das iPhone aber mir (wenn ich es gekauft habe).

Aber die Empfangsanlage gehört mir, und ich muss mir den Müll anschauen, der gesendet wird, obwohl der Fernseher inzwischen mir gehört. Und an der Empfangsanlage verdient der Sender mit (Billag-Gebühren)! Der Unterschied ist also gar nicht so gross. Das iPhone ist nur ein technisch notwendiges Hilfsmittel, mit denen ich die Angebote des App Store konsumiere.

Zitat:
Da ist das Wort, was ich meine: Bigott!
Naja, solange sich die ganze restliche Welt brav nach diesen Massstäben gängeln lässt funktioniert das Modell ja auch...

Das tragische ist ja, dass sich der Rest der Welt auf jede beliebige andere Art gängeln lässt. Oder von nach wesentlich abstruseren Ideen. Zeitungen müssen aufpassen, was sie abdrucken, um nicht ins Visier humorloser islamischer Fundamentalisten zu geraten. Man kann jede beliebige Branche nehmen, wenn man nur genug unverfrohren ist, kann man mit jeder Schweinerei Erfolg haben. In diesem Thread erwähnt: Investment Banker. Patentanwälte. Auch in unserem kleinen Bereich gibt es Anbieter mit etwas seltsamem Geschäftsgebaren (niemand, der hier mitliest, ist gemeint). Warum bezahlen wir für ein "Staatsfernsehen", das wir nicht sehen wollen? Warum müssen wir auf CDs eine Kopiergebühr zahlen, um dann unsere selbst geschriebene Software drauf kopieren zu dürfen? Wer hat uns denn dies alles eingebrockt? Dort wäre Abhilfe zu schaffen. Nicht bei denen, die das Spiel virtuos nach Spielregeln spielen, sondern bei den Autoren der Spielregeln. Handeln die wirklich im Sinne der Interessen, die sie zu vertreten versprochen haben?

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Ralf



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BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas Müller hat folgendes geschrieben:

Es gibt übrigens unter Fachleuten berechtigte Zweifel, ob das Modell der Patente überhaupt einen Netto-Nutzen abwirft. In einigen Gebieten kann man jedenfalls mit Sicherheit bereits heute sagen, dass der Schaden weit grösser ist als der Nutzen, zum Beispiel im Software-Bereich.


Man kann man das auch ganz praxisorientiert sehen:
Wenn ich als KMU eine Software entwickeln möchte, müsste ich theoretisch zuerst abklären, ob nicht bereits für eine ähnliche Software/Algorithmus/... eine Patentanmeldung existiert. Und wenn das nicht einmal Firmen hinkriegen, die ganze Hochhäuser voller Patent-Experten beschäftigen, wie soll das ein KMU jemals schaffen?
Wie kann ich verhindern, dass die Firma nach 5 Jahren Entwicklungszeit von einem Patent-Troll wegen irgendeinem Tretminen-Patent verklagt wird?

Zitat:

Ebenso kann man durchaus zweifeln, ob die Idee des Patentes überhaupt durchführbar ist. Im Softwarebereich kann man zum Beispiel beweisen, dass es kein gerechtes Patentsystem geben kann. Wie auch immer man es anstellt, man hat immer das Problem zu lösen, dass man von zwei Beschreibungen entscheiden muss, ob sie das gleiche beschreiben (wenn ja, bekommt der spätere Antragsteller kein Patent, wenn nein bekommt er es). Dieses Problem ist äquivalent zum Halteproblem, es gibt also keinen Algorithmus, der es entscheiden kann. Wenn ein Algorithmus fehlt, gibt es aber auch keine rationale Entscheidung mehr, dann hat man mehr oder weniger willkürliche Gerichtsentscheide. Soll das gerecht sein?


Ja, es gibt keinen Entscheider für EQ_TM / HALT_TM, dass weiss doch jeder Wink

Juerg hat folgendes geschrieben:

Andreas Müller hat folgendes geschrieben:

Google Bashing ist im Moment in Mode. Die Mode wechselt regelmässig, und wird von gewissen Medienprodukten gepflegt. Apple war auch schon dran, Microsoft bietet auch immer wieder Angriffsflächen.

Wenn ich für etwas nicht anfällig bin, dann sind das Modeströmungen. Es ist ein Unterschied zwischen Bashing und berechtigter Kritik.


Agreed.
Ich fand es früher schon amüsant, wenn irgendwelche Leute Firmen wie Microsoft beschimpft haben, obwohl sie auf die Frage, was sie denn genau störe, nicht einmal eine Antwort geben konnten. Oder die Systemadministratoren, die sich täglich über notepad.exe aufregen, wie mühsam es doch sei damit die 12'000 Mutationen im Textfile xyz zu machen. Natürlich würden sie selbst nach dem man ihnen gezeigt hat, dass dies mit sed nur knappe 25 Sekunden dauert nicht einmal in 15 Jahren einen Wechsel in Betracht ziehen.

Das heisst aber noch lange nicht, dass man nicht berechtigte Kritik an der Firma ausüben darf. Auch wenn 95% der öffentlich Kritik bloss aus sinnlosen, uralten Sprüchen besteht.

Google ist natürlich ein spezieller Fall. Zu Beginn sahen viele Google als grossartiges, ja gar philanthropisches Projekt mit inoffiziellem Slogan "Don't be evil".
Zum Teil ist Google das immernoch. Beispielsweise unterstüzt das Unternehmen zahlreiche Open-Source-Projekete, und zwar meist ohne diese gross in ihrer Freiheit zu beeinträchtigen oder zu kaufen, im klaren Gegensatz zu vielen anderen Firmen.
Doch Google wird nicht mit Sponsorengeldern betrieben (wie z.B. Wikipedia), Google ist ein gewinnorientiertes Unternehmen.
Ein Unternehmen, das 99% seines Erlöses in der Werbebranche erwirtschaftet. Genau wie Facebook.

Wenn man die Gratisdienste dieser Firmen benutzt, muss man sich einfach im klaren sein, dass die Dienste nicht gratis angeboten werden, weil die Firmen so nett sind, sondern weil sie damit Geld verdienen möchten. "You are its product, not its customer."

Wer damit nicht leben kann, kann auf andere Dienste ausweichen. Ich musste in der Vergangenheit jedoch oft feststellen, dass vor allem die grössten Maulhelden nur selten auch wirklich bereit dies zu tun (analog zum Microsoft-Beispiel oben).

Der zweite Aspekt ist natürlich, dass viele Leute keine Firmen mögen, die mehr Macht und Einfluss haben als so mancher Kleinstaat. Ich kann auch nicht behaupten, dass mir die Ökonokratie besonders zusagt. Und in Anbetracht einer Firma, deren CEO offen und ernsthaft glaubt, das es in Zukunft keine Privatsphäre mehr geben wird [1], ist das auch nicht allzu schwer zu verstehen. Einige glauben vielleicht, dass er ihnen als nächstes weismachen wird, dass 2 + 2 = 5 ist.

Gruss

Ralf

[1] http://tech.slashdot.org/story/10/08/06/0224255/Google-CEO-Schmidt-Predicts-End-of-Online-Anonymity

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Ralf



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Beiträge: 101

BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 21:41    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas Müller hat folgendes geschrieben:
Warum bezahlen wir für ein "Staatsfernsehen", das wir nicht sehen wollen?


Ohne Fernseher aufgewachsen sein: Unbezahlbar.

Wer den Witz nicht versteht, kann sich wirklich glücklich schätzen! Smile

Gruss

Ralf

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Andreas Müller



Anmeldungsdatum: 28.02.2005
Beiträge: 2493
Wohnort: Altendorf

BeitragVerfasst am: Mo 08 Nov 2010, 22:11    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf hat folgendes geschrieben:
Und in Anbetracht einer Firma, deren CEO offen und ernsthaft glaubt, das es in Zukunft keine Privatsphäre mehr geben wird [1], ist das auch nicht allzu schwer zu verstehen. Einige glauben vielleicht, dass er ihnen als nächstes weismachen wird, dass 2 + 2 = 5 ist.

Gruss

Ralf

[1] http://tech.slashdot.org/story/10/08/06/0224255/Google-CEO-Schmidt-Predicts-End-of-Online-Anonymity

Könnte es nicht sein, dass er Recht hat? Könnte es sein, dass er einfach nur ausspricht, was die anderen der Branche oder auch in den Regierungen schon längst wissen. Ist er vielleicht der einzige, der sich getraut auszusprechen, was andere ob des zu erwartenden öffentlichen Aufschreis für sich behalten?

Schmidt macht im wesentlichen zwei Punkte:

1. Die Teilnahme am Internet erzeugt unweigerlich so viele Daten, dass sorgfältige Analyse derselben die Privatsphäre zu unterwandern erlauben. Dies hat eigentlich nichts mit Google zu tun, aber mit der Sammelwut von Regierungen und anderen Stellen. Man denke an den jüngsten Staatsschutz-Skandal in der Schweiz.

2. Der Mechanismus, wie Regierungen solche Unterwanderungen der Privatsphäre legitimieren werden wird der gleiche sein, der schon nach 9/11 so erfolgreich war. Wenn man auf der Strasse Unruhen verhindern will, kann man dafür sorgen, dass es keine Arbeitslosen gibt, oder man kann mehr Kontrollen machen. Wie macht man Kontrollen im Internet? Man etabliert Mechanismen, die den Akteur zu identifizieren erlauben. Man denke nur an die endlose Diskussion über die Kinderpornographie in Deutschland. Da gibt es tatsächlich Regierungsvertreter, die genau das verlangen, von dem Erich Schmidt sagt "Governments will demand it". Warum verlangen Regierungen in Indien und Saudiarabien Zugang zu Blackberry-Daten?

Ich betrachte die Entwicklung auch argwöhnisch, aber es ist aus meiner Sicht eine einfache Realität. Jeder, auf dessen Website ich war, kann in wenigen Schritten feststellen, wer ich bin, wo ich wohne, dass ich eine eigene Firma habe, was ich für Hobbies habe, mit wem ich verheiratet bin, wie meine Kinder heissen, was sie für Hobbies haben.

Und so wirklich neu ist diese Realität auch nicht. In ländlichen Dorfgemeinschaften gibt es auch keine Privatsphäre. Jeder weiss über jeden Bescheid. Das muss nicht nur sympathisch sein, es kann auch ein Gleichgewicht des Schreckens sein. Wenn man mit den Leuten redet, muss man sich immer ganz genau überlegen, wie das interpretiert werden könnte. Das Stadtleben hat eine gewisse Anonymität gebracht, jetzt schlägt das Pendel mit der erleichterten und fleissig gepflegten Kommunikation wieder in die andere Richtung. Was falsch läuft ist vielleicht, dass sich die Leute der Nicht-Anonymität nicht bewusst sind. Das passiert einem im Dorf nicht, die soziale Kontrolle ist da oft sehr direkt spürbar...

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