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Auslegung Fallschirmgröße (Kreuszschirm)
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schmidi093



Anmeldungsdatum: 13.04.2010
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Wohnort: Bergendorf

BeitragVerfasst am: So 31 Okt 2010, 19:25    Titel: Auslegung Fallschirmgröße (Kreuszschirm) Antworten mit Zitat

Hi,

ich steh vor dem Problem, dass ich die Größe für einen Vorschirm einer 2 Stufenbergung berrechnen will. Der Recovery Guide auf der ARGOS Website bietet dazu ja alle Formeln. Der Fallschirmtyp soll ein Kreuzfallschirm sein aufgrund des geringen Schwingwinkels.

Die benötigt Fläche des Fallschirms würde dann bei 1 kg Gewicht und einer Sinkgeschwindigkeit von 20m/s sein:

ABENÖTIGT=(1,0kg*9,81*2)/(20²m/s*1.13kg/m³*0,75)
ABENÖTIGT=0,057m²

ABENÖTIGT ist aber die projezierte Fläche, sprich die Fläche des Fallschirms im Flug. Aus der Tabelle der 2. PDF Datei des Recovery Guides kann man von Dc (Durchmesser bei aufgespanter Konsturktion) über Do auf Dp (Durchmesser des Fallschirms im Flug) rechnen. Jedoch bleibt mir noch schleierhaft wie man über Dp auf die Fläche des Fallschirmes im Flug schließen kann. Desweiteren spielt noch das Verhältniss zwischen Schenkel Breite und Länge eine Rolle, das passen muss da sonst der Cw Wert, der auf Do bezogen ist nicht mehr passt. Jürg meinte das dieses Verhältniss mit Do und Dc berrechnet werden kann. Nur wie?

Wer hat den mit der Berrechnung von Kreuzfallschirmen Erfahrung und kann weiterhelfen? Vielleicht hat ja auch jemand einen Altimeterkurve einer Bergung mit Kreuzfallschirm aus der man auf die Werte zurückschließen kann.

Viele Grüße
Thomas
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Rolli



Anmeldungsdatum: 07.03.2005
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BeitragVerfasst am: So 31 Okt 2010, 21:09    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wer hat den mit der Berrechnung von Kreuzfallschirmen Erfahrung und kann weiterhelfen?


Hier mal ein Beispiel, vielleicht hilft Dir das weiter:

Auf die Berechnung der Bremsfläche eines Kreuzschirms kam ich nach Ansicht eines aufgeblasenen Schirms.
Also, bei einer Kantenlänge von 75cm hat ein Kreuzschirm eine
Bremsfläche von 0,5625 m² + 1/4 eines jeden seitlichen Quadrats,
also ca. 1 m²

Will ich die Sinkgeschwindigkeit einer 10 kg Rakete am Gipfelpunkt
auf weniger als 20 m/s abbremsen, dann brauche ich einen
Schirm mit mindestens

V = 20m/s
A = m * g * 2 / v² * rho * cw
A = 10 * 9,81 * 2 / 400 * 1,2 * 1,2
A = 0,70632

0,7 m² Fläche bräuchte man in diesem Beispiel.

Viele Grüße, Rolli
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schmidi093



Anmeldungsdatum: 13.04.2010
Beiträge: 8
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BeitragVerfasst am: So 31 Okt 2010, 21:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Rolli,

die 1/4 eines jeden seitlichen Quadrats wird wohl ein geschätzter Wert sein. Seh ich das richtig das du als Cw Wert 1,2 hast? Der Recovery Guide schlägt 0,7-0,8 vor. Was jetzt Laughing? War der von dir beschriebene Schirm nicht der Vorschirm an deiner Harpoon? Hast du vielleicht die Altimaxkurve vom Flug. Wie nah kommst du da an deine Berrechnungen?

Wenn ich jetzt von meiner Rakete aus geh, dann komm ich zu folgenden Ergebniss:

ABENÖTIGT=(1,0kg*9,81*2)/(20²m/s*1.13kg/m³*0,75)
ABENÖTIGT=0,057m²

Kantenlänge=√(ABENÖTIGT/2)
Kantenlänge= 0,16m

16cm Kantenlänge.

Ich hab auch nochmal parralel mit dem Programm "Aufschlag" von Raketenballistik.de gerrechnet. Das Programm berechnet bei der errechneten Kantenlänge eine Sinkgeschindigkeit von 13 m/s. Alle Parameter sind gleich.

Naja ich weis nicht was ich glauben soll.


Viele Grüße
Thomas
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Rolli



Anmeldungsdatum: 07.03.2005
Beiträge: 666
Wohnort: D-38820 Halberstadt

BeitragVerfasst am: Mo 01 Nov 2010, 1:19    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
die 1/4 eines jeden seitlichen Quadrats wird wohl ein geschätzter Wert sein.
Ja, das sagte ich bereits. Aber wenn man von Fotos eines aufgeblasenen x-Schirms ausgeht ist die geschätzte Bremsfläche von Kantenlänge² * 2 ok.

Zitat:
Seh ich das richtig das du als Cw Wert 1,2 hast?
Ok, wenn man mit einem cw-Wert von 0,7 rechnet kommt man auf 0,4m²
Was da nun stimmt... weiß ich auch nicht wirklich.
Ich denke aber eher, dass ein größerer Wert als 0,7 stimmt.

Betr. Drogue Harpoon und Altimaxkurve steht alles im Harpoonthred.
Aber da hängen noch andere Fallschirme mit drann, so dass Du da keine expliziten Werte herauslesen kannst.
Fakt ist, dass der Drogue der Harpoon großzügig berechnet war und zusammen mit den Vorfallschirmen die Harpoon soweit abgebremst haben, dass kein Aufschlagschaden zu beklagen war.

Grüße, Rolli
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Juerg
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BeitragVerfasst am: Mo 01 Nov 2010, 17:25    Titel: Antworten mit Zitat

Bleiben wir doch mal bei der exakten Wissenschaft, welche hoffentlich nicht auf grundsätzlich andere Werte kommt.

Dc = constructed Diameter = aufgespannter Durchmesser
Dp = projected Diameter = Luftwiderstandswirksamer Durchmesser im Flug
D0 = nominal Diameter = rechnerischer Wert, bezogen auf die Oberfläche des Fallschirmstoffes (umgerechnet auf Scheibe)

Cw0 = Cw Wert bezogen auf die Stoff-Oberfläche!
In der Fallschirmtechnik interessiert man sich hauptsächlich für diesen Wert, weil das der einzig relevante Massstab für die Effizienz (Bremswirkung pro m2 Stoff) ist.

Bitte beachten: Das ist der Grund, warum zum Beispiel für einen konischen Fallschirm ein Cw0 von "nur" 0.75 bis 0.9 angegeben wird, während der Cw für eine umgekehrte Halbkugel im Bereich von etwa 1.3 liegt. Letzterer Cw Wert bezieht sich auf Dp!

Weiter gilt folgendes zu beachten:
D0 ist ein künstlicher Wert, welcher sich auf eine fiktive runde Scheibe bezieht.
Bei einem Kreuzschrim errechnet man also die Fläche „A“ aus der Geometrie und rechnet diese mit folgender Formel auf den Wert D0 um:

D0 = 2*Wurzel(A/Pi)

Beispiel:

Kreuzschrim mit Dc = 1.5m und Schenkelbreite 0.5m

> A = 5 * 0.5 * 0.5 = 1.25m2
> D0 = 1.26m
> Dc/D0 = 1.5 / 1.26 = 1.19

Das stimmt mit dem tabellarischen Wert für Dc/Do überein!

Soweit zur Erläuterung der Theorie.

Nun zum konkreten Fall:

Die Tabelle liefert nur Cw0 (bezogen auf D0)

Wenn Du Cw0 in die Formel einsetzt, erhälst Du A0, also die Oberfläche eines entsprechenden kreisrunden Schirmes (circular flat!).
Den entsprechenden Radius kriegst Du aus der Formel

D0 = 2*Wurzel(A0/Pi)

Und mit dem Faktor Dc/Do = 1.15 ... 1.19 kriegst Du daraus auch die Spannweite des benötigten Kreuzschirmes. Diese ist grösser als der Durchmesser D0 weil der Kreuzschirm offensichtlich weniger Fläche hat als ein kreisrunder Schirm gleicher Spannweite.
Den genauen Faktor für Dc/Do kannst Du aus den Geometrien errechnen.

Ich muss den Artikel mal um die entsprechenden Präzisierungen ergänzen (und die vielen kleinen anderen Fehler korrigieren, wie z.B "45m/s als guter Kompromiss"...)

Viele Grüsse

Jürg

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Rolli



Anmeldungsdatum: 07.03.2005
Beiträge: 666
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BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 1:42    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Dp = projected Diameter = Luftwiderstandswirksamer Durchmesser im Flug
Den meinte ich mit der Bremsfläche. Also beim Kreuzschirm A = Kantenlänge ² * 2
Warum eigentlich erst umständlich nach einer Kreisfläche umrechnen?

Zitat:
Cw0 = Cw Wert bezogen auf die Stoff-Oberfläche!
In der Fallschirmtechnik interessiert man sich hauptsächlich für diesen Wert, weil das der einzig relevante Massstab für die Effizienz (Bremswirkung pro m2 Stoff) ist.
Aber einen exakten Cw Wert für einen Kreuzschirm, mit dem man dann immer rechnen kann, gibt es anscheinend nicht.

Grüße, Rolli
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Andreas Müller



Anmeldungsdatum: 28.02.2005
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Wohnort: Altendorf

BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 3:19    Titel: Antworten mit Zitat

Juerg hat folgendes geschrieben:
In der Fallschirmtechnik interessiert man sich hauptsächlich für diesen Wert, weil das der einzig relevante Massstab für die Effizienz (Bremswirkung pro m2 Stoff) ist.

Und genau diese Frage ist für uns gänzlich uninteressant, denn bei uns wird zum Beispiel die Masse oder das Packvolumen des Schirms nicht von der Fläche, sondern von der übrigen Ausstattung (Leinen, Verstärkungsbänder, sind z.B. bei einem Rocketman-Schirm extrem voluminös und schwer) des Schirms bestimmt. Für uns ist einzig die Bremskraft entscheidend. Man kann daher genausogut den Ansatz vertreten, die Spannweite, oder die Schirmfläche gänzlich zu vergessen und nur von der Geometrie (C_w) und der projizierten Fläche auszugehen.

Grundsätzlich gilt für die Bremskraft die auf Newton zurückgehende Formel 1/2 rho A C_w v^2. Darin ist A die projizierte Fläche des Schirms, C_w der Widerstansbeiwert. Diese zwei Grössen sind die einzigen, die den Schirm beschreiben. Nach Newton ist C_w <= 2.0 ("gleitende" Fallschirme können trotzdem C_w > 2 erreichen). In dieser Betrachtungsweise offenbart C_w also, wieviel Bremskraft man pro projiziertem m^2 erwarten kann. Bei einem Kugelkalottenschirm ist C_w in dieser Betrachtungsweise etwa 1.8, bei einem Kreuzschirm etwa 1.3. Die verschiedenen alternativen Formen von Fallschirmen dürften sich dazwischen verteilen.

Natürlich kann man auch eine andere Definition von C_w verwenden, wie Jürg das erläutert hat, und manchmal mag es dafür auch gute Gründe geben (wenn man zum Beispiel die Effizienz Bremswirkung/m^2 beurteilen will). Man muss nur definieren, auf welche Art von Fläche sich der C_w beziehen soll. Eine andere Möglichkeit ist, dass man weitere luftwiderstandsbestimmende Eigenschaften wie die Durchlässigkeit des Stoffes ebenfalls im C_w unterbringen will. Ich persönlich interessiere mich nicht für Bremswirkung/m^2, daher ist für mich die in der Physik üblicherweise verwendete Definition von C_w die natürlichste und anschaulichste.

Die projizierte Fläche ist bei korrekt konstruierten Kugelkalottenschirmen relativ einfach zu bestimmen: ein solcher Schirm hat nämlich einen Äquator, dessen Länge l man direkt ausmessen kann, der Durchmesser ist dann l/pi. Leider sind viele Kugelkalottenschirme nicht korrekt konstruiert (zu kurze Leinen, nicht tangential zur Schirmfläche), was den wirksamen Durchmesser etwas verkleinert, angesichts der Ungenauigkeit in C_w spielt das jedoch kaum eine Rolle. Und wie bereits angedeutet ist auch die projizierte Fläche bei einem Kreuzschirm oder einem Rocketmanschirm relativ genau abzuschätzen.

Offenbar sind alle diese Angaben mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, dass die Fallschirm-Hersteller i.A. keine C_w publizieren, hilft da auch nicht weiter. Man muss sich aber auch fragen, ob dies für uns von grosser Bedeutung ist. Der Unterschied zwischen Kreuzschirm am unteren Ende und Kugelkalottenschirm am oberen Ende der Skala ist etwa 1.38. Wenn man dies umrechnet auf einen Durchmesser, macht das etwa 17% aus. Zufällig ist das ungefähr der Abstand zwischen verschiedenen Rocketman-Schirmen, wenigstens bei den mittelgrossen Schirmen. Man kann sich also höchstens um eine "Schirmgrösse" vertun...

Es ist auch interessant, den Einfluss auf die Sinkgeschwindigkeit abzuschätzen: ein 10%-iger Fehler im Durchmesser hat einen 10%-igen Fehler in der Sinkgeschwindigkeit zur Folge. Wenn man also einen Schirm auf 5m/s auslegt, und sich beim C_w vertut, muss die Struktur maximal 5.85m/s aushalten können. Es ist ziemlich schwierig, eine Rakete so zu konstruieren, dass sie 5m/s zuverlässig aushält, aber bei 5.85m/s zuverlässig versagt. Auf jeden Fall lohnt es sich also nicht, allzu genau zu rechnen, wenn wir den Schirm auf 10% richtig dimensionieren, brauchen wir dafür schon etwas Glück.

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Juerg
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BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 9:56    Titel: Antworten mit Zitat

Andreas Müller hat folgendes geschrieben:
Und genau diese Frage ist für uns gänzlich uninteressant, denn bei uns wird zum Beispiel die Masse oder das Packvolumen des Schirms nicht von der Fläche, sondern von der übrigen Ausstattung (Leinen, Verstärkungsbänder, sind z.B. bei einem Rocketman-Schirm extrem voluminös und schwer) des Schirms bestimmt. Für uns ist einzig die Bremskraft entscheidend. Man kann daher genausogut den Ansatz vertreten, die Spannweite, oder die Schirmfläche gänzlich zu vergessen und nur von der Geometrie (C_w) und der projizierten Fläche auszugehen.

Das ist alles zumindest teilweise war. Teilweise, weil es natürlich schon nicht ganz stimmt, dass die Leinen eines RocketMan mehr Raum einnehmen als das Canopy.

Trotzdem ist die übliche Nomentkaltur eben eine andere.
Insbesondere ist die Nomenklatur auf welche wir uns hier beziehen (Mein Fallschirm-Artikel <- Tabelle aus Knake "Parachute Recovery Systems") eine andere.
Es bleibt jedem selber überlassen, ob er sich am "Mainstream" orientieren oder umrechnen will.
Bzw. macht es auch wenig Sinn bei Eigenbau-Schirmen diese Umrechung von Cwp - Cw0 zu machen, das bringt kaum neue Erkenntnisse.

Meine Erläuterungen beziehen sich auf "die übliche Fallschirmliteratur", und dort werden die Werte so ausgegeben.
Wichtig ist, dass man sich bewusst ist, dass es verschiedene Cw Angaben gibt und dass man wissen muss von welcher man spricht.

Der Vergleich mit RocketMan hinkt übrigens, denn man kann bei jeder Fallschirmkonstruktion Leinen überdimensionieren. Mit der Effizienz der Kalotte hat das wenig zu tun (mal abgesehen davon, dass dies bei uns selten überhaupt ein Thema ist).
Bei einem ProXP Schirm (von welchem Du unter dem Eindruck der Carrot wohl sprichst) ist das Verhältnis etwas extrem. Diese Schirme sind aber auch auf extreme Ausstossgeschwindigkeiten ausgelegt, bei welchen die meisten anderen Schrime sich längst in ihre Bestandteile aufgelöst haben.
Diese Schirme kommen ursprünglich aus dem Dragster Rennsport, wo sie nicht ohne Grund so verwendet werden.

Ganz allgemein sind wenige Fallschirme aus dem Hobby Bereich rein fallschirmtechnisch wirklich korrekt dimensioniert. Meistens spielen andere Faktoren (ein Hobby Fallschirm muss auch rohes Handling und wiederholte hohe Belastungen überstehen) eine grössere Rolle, wenn überhaupt gerechnet und nicht einfach "aus dem Bauch" dimensioniert wird.

Viele Grüsse

Jürg

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schmidi093



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BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 12:01    Titel: Antworten mit Zitat

Wie ich sehe gibts hier sehr unterschiedliche Meinungen. Aber um einen Anhaltspunkt für die Größe eines Schirm zu haben ist doch die Methode nach Jürg die beste Möglichkeit und eine relativ einfache und schnelle noch dazu.

Nochmal zum konkreten Beispiel:

Meine Rakete wiegt 1kg und soll mit ca. 16m/s bis max. 20m/s am Vorschirm runterkommen.

ABENÖTIG wäre dann: 1kg*9,81*2/16²m/s*1,13kg/m³*0,75

=0,089m²

Do=2*(0,089m²/3,14)^0,5
Do=0,33m

Do*1,19=Dc

Dc=0,4m

Das wäre ein Kreuzschirm mit 13cm Kantenlänge. Seh ich das richtig so? Kommt mir schon etwas sehr klein vor. Ein einfacher Kreisausschnitt wäre bei der Größe sicher einfacher. Nur der Öffnungsschock würde dann warhscheinlich relativ groß sein, da unkontrolliert ausgebracht. Ich möchte nicht das gleiche wie Martin erleben Shocked.

Viele Grüße
Thomas
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Andreas Müller



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BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 12:15    Titel: Antworten mit Zitat

schmidi093 hat folgendes geschrieben:
Wie ich sehe gibts hier sehr unterschiedliche Meinungen. Aber um einen Anhaltspunkt für die Größe eines Schirm zu haben ist doch die Methode nach Jürg die beste Möglichkeit und eine relativ einfache und schnelle noch dazu.

Die Methoden unterscheiden sich nicht. Nur die Wahl des C_w unterscheidet sich. Für Dein Beispiel: 1kg, 16m/s, Kreuzschirm mit C_w = 1.3, äquivalentem Radius r

1kg * 9.81 m/s^2 = 0.5 * 1.2kg/m^3 * 1.3 * pi * r^2 * 16^2m^2/s^2

also

r = sqrt(1 * 9.81 / (0.5 * 1.2 * 1.3 * 3.14 * 16^2)) = 0.125m

im Rahmen der möglichen Genauigkeit also dasselbe. Ich rechne übrigens mit 1.2kg/m^3 weil dies ungefähr der Normalatmosphärendichte auf 400müM entspricht.

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Juerg
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BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 14:29    Titel: Antworten mit Zitat

schmidi093 hat folgendes geschrieben:
Nur der Öffnungsschock würde dann warhscheinlich relativ groß sein, da unkontrolliert ausgebracht.

Das bezweifle ich, rechne ihn doch mal (den Oeffnungsschock)...
Dafür gibts ja den Faktor Cx.

Viele Grüsse

Jürg

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schmidi093



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BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 15:10    Titel: Antworten mit Zitat

Das wären dann bei einem Rundschirm 100N Bremskraft bei 50m/s. Wenn ich für Cx dann 3 annehm, maximal 300N. Das ist noch zu verkraften. Welche Shockcord würde sich da anbieten? Genügt hier eine 2mm Aramidkordel? Wie groß sollte desweiteren das Stabilisierungsloch werden. ein möglichst schwingungsarmer Sinkflug wäre wünschenswert.

Viele Grüße Thomas
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Andreas Müller



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BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 15:33    Titel: Antworten mit Zitat

schmidi093 hat folgendes geschrieben:
Welche Shockcord würde sich da anbieten?

Die Schockleine dient doch vor allem dazu, die beiden auseinanderfliegenden Teile zusammenzuhalten. Diese Kräfte sind bei unzweckmässiger Dimensionierung der Ausstossladung bei so kleinen Raketen eher grösser als die Schirmöffnungskräfte.

Zitat:
Genügt hier eine 2mm Aramidkordel?

"Aramid" ist nicht unbedingt gut geeignet, da dieses Material sich praktisch nicht dehnt. Und auch "kordel" ist nicht optimal, da wegen der kleinen Auflagefläche auf dem Rohr die Gefahr von Zippern grösser ist. Optimal ist tubular Nylon, weil dieses einerseits elastischer ist und andererseits auf einer grossen Fläche auf dem Rohrrand aufliegt. Durch ersteres wird die Spitzenkraft reduziert, so dass zweitens ein Zipper unwahrscheinlicher wird. Aus diesen Gründen liegt zum Beispiel den PML-Kits tubular Nylon bei.

Zitat:
Wie groß sollte desweiteren das Stabilisierungsloch werden. ein möglichst schwingungsarmer Sinkflug wäre wünschenswert.

Philosophie! Man kann den Schirm ohne Stabilisierungsloch machen, dann wackelt er tüchtig (hängt aber auch von der Durchlässigkeit des Stoffs ab). Man kann das Loch relativ gross machen, die Fläche geht aber der wirksamen Fläche ab, und reduziert somit die Bremswirkung. Und auch der C_w wird kleiner. Bei einem grossen Loch besteht zudem die Gefahr des Squidding. Ich habe mit Löchern von 5%-20% gute Erfahrung gemacht. Hier ist Platz für Experimente.

Wenn wirklich Schwingungsarmut ein Optimierungsziel ist, müsste vielleicht die Wahl der Schirmform nochmals überdacht werden. Ein Kreuzschirm pendelt weniger.

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schmidi093



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BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 17:09    Titel: Antworten mit Zitat

Nochmal kurz zum Verständniss.

Zitat:
Diese Kräfte sind bei unzweckmässiger Dimensionierung der Ausstossladung bei so kleinen Raketen eher grösser als die Schirmöffnungskräfte.


Geborgen wird über Seitliche Klappe und Servo



Zitat:
da wegen der kleinen Auflagefläche auf dem Rohr die Gefahr von Zippern


Naja glaub nicht das es 300N schaffen ein 1,2mm CFK Rohr zu zippen Wink

Der Schirm soll in eine Wasserrakete. Fliegen soll das Ding namens Spike dann mal auf 35 bar und eventuel den Weltrekord knacken. Bergung dann mit SALT und Servomechanick über seitliche Klappe (Wenn erwünscht kann ich mal ein Foto der Bergung einstellen). Da der Durchmesser nur 5,2cm Beträgt (dafür ist sie 2,4Meter lang Twisted Evil) hab ich nicht so viel Platz für die Fallschirme. Die Rakete besteht zu 90% aus CFK. Der Rest ist Elektronik und Alu für die Düse. Ich wollte den Schirm relativ genau berrechnen, so dass ich die Vario Funktion des SALTs sinvoll nutzen kann. Da ein Verfolgen der Rakete in der Aufstiegsphase wohl nur noch bedingt möglich ist, wäre ein geöffneter Hauptschirm am Gipfelpunkt (600-850Meter) nicht so schön.

Viele Grüße
Thomas
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Juerg
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BeitragVerfasst am: Di 02 Nov 2010, 17:42    Titel: Antworten mit Zitat

schmidi093 hat folgendes geschrieben:
(Wenn erwünscht kann ich mal ein Foto der Bergung einstellen

Jeder Thread ist (fast) wertlos ohne Fotos, sagt der Analphabet Wink
Die Elastizität der Leine brauchst Du vor allem bei klassischen Trennungen, wo mehr oder weniger schwere Spitzen ausgestossen und durch den harten Rock beim Strecken der Leine gestoppt werden.
Die Last des Fallschirms hast Du gerechnet, da hast Du eine Grenzlast. Zudem ist der Schlag nur bedingt so hart und kurz wie eine "in die Leine fliegende" Spitze.
Zipper ist ein Thema, auch bei Carbon, wenn ich auch in diesem Falle nicht an ein Problem glaube.
Mindestens mit Faktor 3 überdimensionieren.
Das heisst: Die Bruchlast der Leine muss also 1800N halten.
1800?
Ja, richtig gelesen: 3 * 300N = 900N wegen des Sicherheitsfaktors, und dann nimmst Du noch mal einen Faktor von 2 weil Du Knoten machst, welche die Leinen schwächen. Wink

Viele Grüsse

Jürg

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Zuletzt bearbeitet von Juerg am Di 02 Nov 2010, 17:48, insgesamt einmal bearbeitet
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