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SRM 2012

 
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Andreas Müller



Anmeldungsdatum: 28.02.2005
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BeitragVerfasst am: Mo 10 Sep 2012, 0:08    Titel: SRM 2012 Antworten mit Zitat

Soeben zurück vom SRM 2012. Natürlich hatte der Flug sowohl auf dem Hin- wie auf dem Rückweg Verspätung, eigentlich sollte ich schon zu Hause sein. Stattdessen verwende ich die spätabendliche Zugfahrt für einen kurzen Bericht.

Wie üblich wurden die am Freitag von weit her angereisten Gäste überaus herzlich von der spanischen Raketen-Familie in Alcolea de Cinca empfangen. Obwohl ich keine eigenen Raketen dabei hatte, war an eine geruhsames Ferien-Wochenende nicht zu denken. Zunächst waren da die beiden L3 Kandidaten Paolo Basso und Joaquim Gaya, deren Vorbereitungen in den letzten Zügen lagen, was tausend noch offene Fragen nicht ausschloss. Und natürlich wollten alle auch wissen, wie es Jacqueline geht, die dieses Mal nicht mitkommen konnte, so dass ich alles in allen mir zur Verfügung stehenden Sprachen mehrmals erzählte.

Am Samstag standen dann die ersten L3 Versuche auf dem Programm. Die Unistrut-Rampe von Tripoli-Spain, noch nicht L3-erprobt, musste dazu noch mit ein paar Zementsäcken beschwert werden. Sie ist eher leicht konstruiert, und in den pickelharten, steinigen Boden von Alcolea kann man keine Erdanker eindrehen. Überhaupt sind die vielen Steine für jeden Zertifizierungswilligen, nicht nur für L3, ein Albtraum.

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Andreas Müller



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BeitragVerfasst am: Mo 10 Sep 2012, 0:13    Titel: Antworten mit Zitat

Joaquim, der seine ganze Verwandtschaft für die Mithilfe in diesem Projekt rekrutiert hatte, war als erster mit den Vorbereitungen fertig. Jose Luis Cortijos amtete als RSO und schon war die Rakete unterwegs zum Pad. Und wenig später donnerte zum ersten Mal ein M1297W über der Hochebene von Alcolea. Leider passierte Joaquim dasselbe Ungeschick wie vielen anderen beim ersten Versuch: der Hauptschirm kam schon am Scheitel. Die Rakete landete ohne Schaden, aber der L3 Versuch war trotzdem gescheitert.

Dadurch liess sich Joaquim natürlich nicht entmutigen. Nächsten Monat wird er 80, aber mit der Energie eines 20-jährigen stürzte er sich in die Vorbereitungen für einen zweiten Versuch.

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Andreas Müller



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BeitragVerfasst am: Mo 10 Sep 2012, 1:03    Titel: Antworten mit Zitat

Am Nachmittag, nach dem Mittagessen um 1500, war Paolo Basso mit seiner Sparagagna dran. Ein etwas exotisches Modell, 6" mit Tube Fins. Der Name Sparagagna ist etwas exotisch: wenn man im Google danach sucht, kommt zuoberst ein Link auf der Wikipedia:

vec.wikipedia.org/wiki/Sparagagna

Das italienisch auf dieser Seite ist eher schwierig zu verstehen, es handelt sich um einen Dialekt aus dem Veneto, der Gegend um Venedig. Sparagagna ist ein typisches Gericht aus Vicenza, das aus Costine di maiale (Schweinsrippe) hergestellt wird. Damit dürfte klar sein, woher Paolo Basso mit seiner Frau Nadia angereist ist. Über 1400 Kilometer mit einem Lieferwagen sind die zwei gefahren, um am SRM einen Level 3 Versuch zu wagen. Mehr als einmal hat Nadia sich Sorgen gemacht, was wohl passieren würde, wenn der Versuch fehlschlagen würde, die ganze Reise und die viele Arbeit umsonst gewesen wäre?

Paolo und Nadia sind übrigens ein perfektes Team. Es war ein Vergnügen zuzusehen, wie sie grösster Harmonie zusammen an dieser grossen Rakete vorbereitet haben, ohne Hast, und immer mit perfekter Ordnung und Sauberkeit auf dem Arbeitstisch. Jeder Schritt war minutiös vorbereitet, Paolo hatte auf seiner vorbildlichen Checklist nicht nur jeden einzelnen Schritt genau dokumentiert, sondern in einer separaten Spalte auch festgehalten, welches Werkzeug dafür benötigt wird. Die meisten von uns verwenden irgend eine Art von Raketen-Ständer. Aber Paolo ist der einzige, den ich kenne, der einen Raketenständer mit Sicherheitsgurt hat: ein Gepäckträger-Gummi hat sichergestellt, dass seine Rakete nie herunterfallen konnte.

Natürlich hat mir Nadia auch die üblichen Sorgen einer Rocketeers-Gattin geklagt. Zum Beispiel die Phasen, wo man Schleifstaub des Spachtels im ganzen Haus findet. Über eine Woche habe es gedauert, bis sie alles wieder sauber gehabt habe. Habe ich auch schon von Jacqueline gehört.

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Andreas Müller



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BeitragVerfasst am: Mo 10 Sep 2012, 1:21    Titel: Antworten mit Zitat

Doch zurück zum Thema: nachdem sich Paolo und Nadia während der Mittagspause zwischen 1500 und 1600 etwas Ruhe gegönnt haben, ging es Schlag auf Schlag. Jose Luis, der die sorgfältige Vorbereitung bereits mitbekommen hatte, hatte als RSO überhaupt keine Bedenken, Paolo auf die grosse Rampe zu lassen. Es war nicht schwierig ein paar Helfer zu finden, die die 27kg schwere Rakete zum Pad trugen.

Nachdem die Rakete aufgerichtet war, mussten noch die üblichen Fotos fürs Erinnerungsalbum geschossen werden: Rocketeers (Paolo und Nadia), Launch Support Crew (alle wollten mit auf das Bild), Rocketeers und Präfekt, Rocketeers und TAPs. Nachdem dann die Paparazzi hinter die Sicherheitslinien verscheucht war, schaltete Paolo die Altimeter ein, setzte den Zünder ein (das erste Mal, dass er einen Aerotech D-Motor benötigt hat Wink), und überliess seine Sparagagna ihrem Schicksaal.

Schon zum zweiten Mal an diesem Tag konnte man das Fauchen eines M1297 hören, der auf seiner grellen White-Lightning-Flamme das schwere Stück auf etwa 900m hoch hob. Dort schossen die zwei Altimeter (einer als Backup geschaltet) die Spitze weg und es öffnete sich ein Rocketman-Schirm als Drogue. Damit war Paolo seine grösste Sorge los, denn da er ein serielles System verwendete, war der Auswurf des Drogue Grundvoraussetzung für jede Hoffnung auf ein Überleben der Rakete. Zwei ARRD Marke Paolo (hergestellt gleich im Dutzend, auch das völlig redundant) gaben auf 200m den Hauptschirm frei, ebenfalls ein Rocketman. Grosses Gejohle von der Zuschauermenge, Applaus.

Sparagagna landete nicht weit vom Pad am Abhang des Tafelberges, auf dem SRM stattfindet. Beim Umfallen stürtzte sie mit einer Kante einer der Tube Fins leicht den Abhang hinunter auf einen Stein, das Rohr wurde dadurch leicht beschädigt, war aber immer noch in gut fliegbarem Zustand. Nur der Lack war nicht mehr perfekt. Resultat: Europa hat einen Level-3 Rocketeer mehr.

A propos Lack: Paolo meinte, das könne er überhaupt nicht, und das mache er auch nicht gerne. Dabei könnte es seine Lackierung durchaus mit den Schlieremer Finish-Perfektionisten aufnehmen...

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BeitragVerfasst am: Mo 10 Sep 2012, 1:25    Titel: Antworten mit Zitat

Damit war der Tag fast schon gelaufen. Etwas Ausruhen vor dem Flyer's Dinner tat gut, beim Apéro zeigte Olivier Labrevoir bereits die Fotos, die er geschossen hatte. Er wird sie auch auf die SRM-Website hochladen, ist nächste Woche aber noch in den Ferien. Auf einem der Fotos vom Start konnte man das Blue-Thunder Grain sehen, welches den M-Motor zünden half. Plötzlich trat ein blauer Stern aus der weissen Wolke des White Lightning heraus.

Während des Nachtessens ging ein gewaltiger Regenguss über Alcolea nieder. Niemand hatte ihn kommen sehen, weder die Meteorologen, noch der Niederschlagsradar. Nur die lokalen Bauern, die froh waren um den ersten Niederschlag seit sieben Wochen.

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BeitragVerfasst am: Mo 10 Sep 2012, 1:35    Titel: Antworten mit Zitat

Der Regen hatte seine Folgen, wie wir am nächsten Morgen auf der Range feststellen mussten. Wie seit Jahren üblich waren die Zelte über Nacht stehen geblieben. Oder wenigstens war das der Plan. Es sah aus wie nach einem Artillerieschiessen, nur ohne Einschlagkrater. In alle Richtungen streckten sich verdrehte Alu-Rohre gegen den Himmel. Unter massivem Kabelbinder-Einsatz wurden mit Hilfe der sterblichen Überreste unrettbarer Zelte die halbinvaliden geschient und soweit wieder zusammengeflickt, dass sie einen Tag ohne Wind überstehen konnten.

So konnte Joaquim, einer der ersten auf der Range, schon bald wieder mit den Vorbereitungen seines zweiten Versuchs beginnen. Wichtigste Änderung: Shear-Pins. Er hatte ursprünglich gemeint, bei ihm hätte es auch immer ohne Shear-Pins funktioniert (ausser in den drei fehlgeschlagenen L2 versuchen, aber davon wollte er nicht mehr sprechen). Nur ist so eine 6"-Rakete mit GFK-Spitze halt noch etwas schwerer, und die Kräfte noch etwas grösser, da reicht Friction fit einfach nicht mehr.

Paolo, frisch gebackener L3-Rocketeer, half tatkräftig mit, in seiner Schraubenschachtel fanden sich auch als Shear-Pins geeignete Nylon-Schrauben.

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BeitragVerfasst am: Mo 10 Sep 2012, 1:47    Titel: Antworten mit Zitat

Der Höhepunkt des Vormittags war zweifellos der zweite Start von Joaquims "RIM 161-Stándar SM3". Den Teil bis zum Scheitel kannten wir schon vom Vortag, aber wir schauen uns den White Lightning natürlich gern nochmals an. Dann am Scheitel der Drogue. Kein Hauptschirm. Auch nach drei Sekunden: kein Hauptschirm. Nach 10 Sekunden auch nicht...

Wie geplant auf 200m Höhe schoss die Spitze weg und der Hauptschirm öffnete sich. An diesem Schirm waren zwei Dinge speziell. Als grosser Fan des FC Barcelona (Barça) musste er natürlich die Farben rot und blau haben, die Barça-Clubfarben. Joaquim hat ja auch eine Barça-Kreditkarte. So einen Schirm kann man natürlich nicht kaufen. Er ist hausgemacht (finde ich immer gut Wink), und zwar hat ihm dabei sein Bruder geholfen, der eine Sammlung von Nähmaschinen hat, die ins vorletzte Jahrhundert zurückreicht. Wobei ich nicht weiss, aus welchem Jahrhundert die Maschine stammte, mit der der Schirm genäht worden war.

Nur wenige Dutzend Meter vom Pad landete die Rakete, dank des Regens war der Boden nicht mehr so hart wie am Vortag. Kein Schaden, ein perfekter Flug, und nochmals ein neuer Level-3-Rocketeer. Joaquim hat sich sehr über dieses etwas vorgezogene Geschenk zum 80sten Geburtstag gefreut. Und ein paar Leute wurden davon überzeugt, dass Shear-Pins doch eine gute Sache sein können.

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BeitragVerfasst am: Mo 10 Sep 2012, 1:56    Titel: Antworten mit Zitat

Jetzt blieb eigentlich nur noch die Arbeit, wegen der ich die ganze Reise gemacht hatte. Auf Paolos und Joaquims Zertifizierungsformular konnte ich meine TRA Nummer und meine Unterschrift setzen (die TRA Nummer habe ich inzwischen auswendig gelernt Wink).

Damit war für mich SRM 2012 fast schon vorbei. Kurz vor dem Mittag, etwa um halb drei, kamen die Sandwiches (nach katalanischer Art mit Tomaten eingerieben und mit spanischem Schinken), nach dem etwas vergezogenen Mittagessen machte ich mich um 1500 wieder auf den Weg zum Flughafen Barcelona. Man braucht etwa 2.5 Stunden bis dorthin, aber ich wollte etwas Reserve haben. Swiss hat diese Reserve dann nochmals verlängert, am Ende kam ich mit etwa einer Stunde Verspätung in Zürich an.

Jetzt bin ich ziemlich erschöpft, es ist schon erstaunlich, wie ein paar Unterschriften einen "schlauchen" können.

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BeitragVerfasst am: Mo 10 Sep 2012, 1:58    Titel: Antworten mit Zitat

Post Scriptum: in meiner Video-Kamera habe ich auch noch ein paar Videos, obwohl ich kaum Zeit hatte, mich um die Starts mit Motoren < M zu kümmern. Sobald ich die angesammelten Pendenzen des Wochendes etwass ortiert habe, werde ich daraus ein Youtube-Video schneiden. Bis dahin also bitte noch etwas Geduld.
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